Die Stärkung wirtschaftlich benachteiligter Frauen als Auftrag von Oikocredit
Donnerstag 10 März 2022
Anlässlich des Weltfrauentags 2022 befragte Oikocredit Österreich Marilou Pantua-Juanito, Oikocredit-Koordinatorin für Capacity Building & Social Performance (Beratung und Schulungen & Soziales Wirkungsmanagement) in Südostasien, über die Arbeit von Oikocredit zur Stärkung von Frauen.
Was motiviert Sie dazu, für Oikocredit zu arbeiten?
Ich glaube fest an die Mission von Oikocredit, Menschen durch verantwortungsvolle Investitionen zu stärken. Durch die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für und die Unterstützung von Organisationen, die wirtschaftlich benachteiligten Menschen und Gemeinschaften helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern, setzt Oikocredit eine der wirksamsten und nachhaltigsten Methoden zur Unterstützung von Menschen in Not um. Wir bewirken etwas, wenn wir Menschen die Möglichkeit geben, sich durch Finanzierung sowie durch Beratung und Schulungen selbst zu helfen.
Für mich sind die Werte von Oikocredit in Bezug auf die Menschen – die Art und Weise, wie wir mit Partnerorganisationen zusammenarbeiten, um wirtschaftlich benachteiligten Menschen ungeachtet ihrer Nationalität, ihres Glaubens, ihrer Kultur, ihres Alters oder ihres Geschlechts finanzielle Chancen zu eröffnen – enorm wichtig. Vor allem aber schätze ich die Wirkung unserer Arbeit auf unsere Partner und deren Kund*innen.
Wie empfinden Sie als Frau die Arbeit bei Oikocredit?
Die Menschen bei Oikocredit sind höflich, professionell und freundlich. Ich spüre keine geschlechtsspezifischen Vorurteile am Arbeitsplatz, sondern nur gegenseitigen Respekt. Oikocredit ist eine Arbeitgeberin, die Chancengleichheit umsetzt. Ich schätze auch, dass wir flexible Arbeitszeiten und genügend Urlaubstage haben, um uns Auszeiten nehmen zu können. Das ist für mich als berufstätige Mutter wichtig und hilft mir, meine Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu Hause, bei der Arbeit und in der Gemeinschaft unter einen Hut zu bringen und mir auch Zeit für mich zu nehmen.
Mir gefällt auch, dass die Partner von Oikocredit Frauen und Männer mit demselben Maß an Respekt behandeln. Ich fühle mich wohl, wenn ich vor Ort mit Partnern und Kund*innen zusammenarbeite, Schulungen durchführe und Fähigkeiten stärke. Ich freue mich, dass ich dazu beitragen kann, restriktive Geschlechterrollen, die Frauen benachteiligen, in Frage zu stellen.
Wie trägt die Arbeit von Oikocredit Ihrer Meinung nach zur Stärkung der Rolle der Frau bei?
Oikocredit leistet einen aktiven Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs), einschließlich SDG 5 („Geschlechtergerechtigkeit erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen“) durch verantwortungsvolle Investitionen sowie Beratung und Schulungen bei Partnern und deren Kund*innen. Wir fördern das wirtschaftliche Empowerment von Frauen, das für die Verwirklichung der Frauenrechte und die Erreichung allgemeiner Entwicklungsziele wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit und Verbesserungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wohlbefinden und natürliche Umwelt unerlässlich ist.
Durch Investitionen und die Zusammenarbeit mit sorgfältig ausgewählten Partnern sorgt Oikocredit dafür, dass wirtschaftlich benachteiligte Frauen gleichberechtigt Zugang zu erschwinglichen, hochwertigen Finanz- und Nichtfinanzdienstleistungen erhalten. Finanzielle Inklusion hilft Frauen, ihr volles Potenzial zu entfalten, um unabhängiger und selbstbewusster zu werden sowie besser in der Lage zu sein, Entscheidungen zu treffen und wirksame Managerinnen und Führungspersönlichkeiten in der Gemeinschaft zu sein. Mit mehr Selbstvertrauen können sich Frauen aus traditionellen Geschlechterrollen befreien.
Unsere jährliche Beobachtung der sozialen Leistungsfähigkeit unserer Partner zeigt, wie wir dazu beitragen, die Kluft zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die finanzielle Inklusion zu verringern. Auf der Grundlage geschlechtsspezifisch aufgeschlüsselter Daten der Partner über ihre Dienstleistungen stellte der Oikocredit-Wirkungsbericht 2021 fest, dass 87% der Kund*innen unserer Finanzdienstleistungspartner Frauen sind, während 44% der Finanzdienstleistungspartner und 70% der Partner in der Landwirtschaft die Gleichstellung der Geschlechter als Ziel haben. Bei der Due-Diligence-Prüfung (Sorgfaltsprüfung) potenzieller Partner werden geschlechtsspezifische Indikatoren herangezogen, zum Beispiel eine Nichtdiskriminierungsrichtlinie, die Stärkung der Rolle der Frau am Arbeitsplatz und die Vertretung von Frauen in der Geschäftsführung und im Vorstand.
Wie wichtig ist das Empowerment von Frauen in Ihrer Arbeit mit Partnern? Können Sie ein inspirierendes Beispiel dafür nennen, wie die Arbeit von Oikocredit Frauen unterstützt?
Da die meisten Kund*innen der Oikocredit-Partner im Bereich finanzielle Inklusion Frauen sind, liegt mein Arbeitsschwerpunkt auf der Förderung der Fähigkeiten der Frauen zu ihrer wirtschaftlichen und sozialen Stärkung. Der Ansatzpunkt für die geschlechtsspezifischen Schulungen hängt vom jeweiligen Kontext und von den Prioritäten der Kundinnen ab. Er ist auch mit dem Dienstleistungsangebot der Partner verknüpft. Dieses kann von finanzieller Unterstützung für die Existenzsicherung von Frauen bis hin zu Sekundärkrediten für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, für Bildung oder für Notfälle im Haushalt sowie zu nicht-finanziellen Dienstleistungen wie Trainings reichen.
Unsere Unterstützung in Form von Beratung und Schulungen verbessert die Richtlinien, die Praktiken, das Wissen, die Fähigkeiten, die Technologie und den Zugang zu den Märkten der Partner und stärkt gleichzeitig ihre Organisationsführung und ihr Management. Für die Stärkung der Frauen bieten wir gezielte Hilfe in Bereichen wie Gender Mainstreaming (Berücksichtigung aller Geschlechter bei Entscheidungen), Beteiligung an der Wertschöpfungskette, finanzielle Bildung und Unternehmensentwicklung.
Viele unserer Partner haben viel für Frauen erreicht. Als Beispiel kann ich Koperasi Mitra Dhuafa (Komida) in Indonesien nennen. Komida ist eine Spar- und Kreditgenossenschaft für wirtschaftlich benachteiligte Frauen mit fast 800.000 Mitgliedern. Dieser Partner analysiert die Daten seiner Kundinnen, um Verbesserungen in deren Leben zu verfolgen und innovative, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen anzubieten. Bei einem Besuch in einer Komida-Filiale außerhalb Jakartas befragte ich eine Frau, die mit einem kleinen ungesicherten Kredit der Genossenschaft ein Kleinstunternehmen zur Herstellung von Fisch- und Krabbencrackern gegründet hatte. Danach hatte sich ihr Haushaltseinkommen erhöht, die Beziehung zu ihrem Ehemann verbessert, sie konnte ihre Kinder zur Schule schicken und ihr Haus renovieren. Sie hatte außerdem ihr Geschäft erweitert, indem sie benachbarten Frauen Arbeit gab.
Wie sehen Sie die Zukunft?
Finanzielle Ausgrenzung betrifft immer noch viele wirtschaftlich benachteiligte Menschen, insbesondere Frauen. Wir können und sollten mehr tun, um benachteiligte Frauen zu unterstützen, für die Covid-19 besonders hart ist. Viele Finanzdienstleister setzen zunehmend digitale Instrumente zur finanziellen Inklusion ein. Wir müssen die digitale Technologie für Frauen zugänglicher machen und Dienstleistern dabei helfen, Frauen den Zugang zu innovativen Technologien und deren Nutzung zu ermöglichen. Dies kann geschehen, indem wir Konzepte entwickeln, die der Lebenswirklichkeit von Frauen entsprechen, den Besitz von Mobiltelefonen und den Zugang zu Konnektivität erleichtern, Schulungen zur digitalen Finanzkompetenz und zum Umgang mit der Technologie anbieten, Finanzberatungsdienste zur Verfügung stellen und den Kund*innenschutz gewährleisten, um die Risiken der digitalen Finanzierung zu verringern.